Sonntag, 10. April 2016

Zimmerkontrolle am frühen Morgen und eine rote Überraschung

Lovis fuhr schlaftrunken nach oben, als es an ihrer Tür donnerte.

"Wer auch immer da drin ist, öffnet.", erklang eine energische Stimme, die sie nicht gleich zuordnen konnte. Lovis schob das Fell beiseite, das sie gewärmt hatte in der Nacht und rutschte vor bis zur Bettkante, kam von dort aus vorsichtig auf die Füße und tapste zur Tür um sie zu öffnen.
Das Zimmer für sich allein zu haben, war mit der Annehmlichkeit verbunden nicht mehr auf der Holzbank am Feuer schlafen zu müssen und entsprechend tief war ihr Schlaf gewesen bis eben. Vor der Tür stand Saria, die Frau des Jarls. Ihre Augen blitzten und Lovis konnte kaum fassen, wie man um diese Tageszeit derart energiegeladen sein konnte.
Natürlich bat sie Saria herein, die sofort anfing sich im Zimmer umzusehen als würde sie etwas oder jemanden darin suchen. Lovis strich sich mit den Händen die zersausten Haare glatt und gähnte verstohlen. "Also ich habe kein Ungeziefer bemerkt bis jetzt. Man hört auch in der Nacht nichts rascheln oder so." erklärte sie der Suchenden. Dass die Frau des Jarls nach einem Mann namens Sigurd suchte und so eine Art sittliche Zimmerkontrolle darstellte, das hatte Lovis gar nicht begriffen in ihrer unbedarften Art.

Saria grinste. "Nein, es scheint alles in Ordnung zu sein. Kein Ungeziefer. Kein Krieger in deinem Bett. Wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit uns miteinander zu unterhalten, obwohl ich schon viel von dir gehört habe." 
Hoffentlich nichts Schlechtes! schoss es Lovis durch den Kopf und diese mysteriöse Sache mit dem "auf den Berg zwingen" trat wieder in ihr Bewusstsein, da erklang auch schon:
"Wir haben uns viele Gedanken gemacht über dich und haben etwas für dich vorbereitet, du kommst also jetzt mit." Lovis legte rasch einen Scheit Feuer auf die Glut um etwas Zeit zu gewinnen. Was würde nun passieren? Würde man nun doch nicht nachsichtig sein, weil Sigurd und sie ein Zimmer geteilt hatten? War sie nun vor der einen Gefährtenschaft davongelaufen um in die nächste zu stolpern? Oder wartete gar ein Kragen auf sie? Lovis schluckte den immer dicker werden Kloß in ihrem Hals herunter und folgte der tatkräftigen Jarlsfrau zur Tür und bis in die Halle. Deren Grinsen konnte viele Bedeutungen haben und Lovis blieb schließlich vor der Halle kurz stehen und vergewisserte sich vorsichtig "Du bringst mich aber jetzt nicht auf den Berg oder?"
Saria blieb stehen und ihr Grinsen wurde noch breiter.
"Du kannst weben und das ist uns willkommen. Aber für einen Webrahmen brauchst du Platz und deshalb haben wir dir eine Hütte zugewiesen, unten am Dorfeingang. Es versteht sich von selbst, Weib, dass in dieser Hütte kein Mann zugegeben sein wird, solange du darin wohnst und keinen Gefährten dein eigen nennst." 
Lovis starrte sie ungläubig an. "Ich bekomme ein Haus? Für mich allein?"
Saria neigte den Kopf. "Es ist klein und bescheiden, aber für ein alleinstehendes Weib sehr komfortabel. Wir werden es schon gemütlich machen". 
Auf Lovis Gesicht zeigte sich nun überbordende Freude: "Das ist sehr großzügig. Ich freue mich und danke deinem Mann und dir." Als hinter ihnen erneut die Tür der Hall ging, platze sie vor Sigurd sofort mit der Neuigkeit raus: "Ich bekomme ein kleines Haus, Sigurd."



Der brummte und zeigte ein schiefes Grinsen. Sigurd war kein Mann, von dem man große Emotionen erwarten konnte, abgesehen von Wut dann und wann, das hatte Lovis schon festgestellt. Zu dritt zogen sie nun Richtung Dorfeingang, denn Sigurd würde die Schmiede übernehmen und die war nicht weit von der besagten Hütte entfernt, in der nun der Webstuhl aufgebaut werden konnte.
Unten am Dorfplatz inmitten der Marktstände war ihre kleine Wanderung jedoch erstmal beendet. Hier stand Finn, der Älteste des Dorfs und Vater des Jarls und sprach mit jemandem, der für Lovis noch von einem Markstand verdeckte wurde und doch die eben noch fröhlich ausgelassene Stimmung zum Kippen brachte. Sigurd schob sich vor die beiden Frauen  und Saria erstarrte förmlich in der Bewegung.



Der Mann, mit dem der Älteste sprach, trug eine rote Tunika und Waffen aus gutem Stahl.
Er war ein Krieger aus dem Süden.





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